Guntersblum
vom leiningischen Dorf zur Residenz
2008 ist ein vierfaches Jubiläumsjahr:
25 Jahre Familien- und Ortsforschung von Karin Holl, 500 Jahre Guntersblumer Gerichtssiegel, 300 Jahre Altes Schloss und 220 Jahre Neues Schloss.
Vor 25 Jahren begann ich, mich für meine Guntersblumer Vorfahren zu interessieren. Nachdem ich ihre Namen und Lebensdaten kannte, wurde ich neugierig auf ihre Lebensumstände. Die umfangreichen und gut erhaltenen Guntersblumer Gemeindearchivalien ermöglichten mir, vieles darüber herauszufinden.
Vor 500 Jahren lag Guntersblum noch am Rand der großen Grafschaft Leiningen, weit entfernt vom Regierungssitz, der Hardenburg. 300 Jahre lang hatten die adligen Hofbesitzer Guntersblums mit anderen Einwohnern im Gericht gesessen und ihre Siegel an die Urkunden gehängt. Da sie um 1500 aus ihren gemeindlichen Ehrenämtern ausschieden, wurde 1508 ein Gerichtssiegel des Dorfs Guntersblum notwendig. Um die Zugehörigkeit zur Ortsherrschaft zu verdeutlichen, wählte man für das obere Feld den leiningischen Adler, für das untere die Blumen in Anlehnung an den Dorfnamen. Helfrich Flücker, einer meiner früheren Familienangehörigen, war Gerichtsschöffe, als man 1508 begann, die Urkunden mit diesem neuen Gerichtssiegel zu versehen.
Vor 300 Jahren existierte die durch Erbteilung entstandene Grafschaft "Leiningen-Dagsburg-Falkenburg in Guntersblum" bereits seit 47 Jahren. Doch erst die Folgen des pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-97) veranlassten die Ortsherrschaft, Guntersblum zu ihrer Residenz zu wählen. 1708 fand der Bau des "Alten Schlosses" seinen vorläufigen Abschluss. Mit der Mitgift Anna Sabinas von Nostitz wurde es errichtet; doch bevor man den Innenausbau angehen konnte, starb ihr Ehemann, Carl Ludwig von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg in Guntersblum 1708 im nordischen Krieg gegen Russland. Anna Sabina, die die Patenschaft für eine meiner früheren Familienangehörigen übernommen hat, verkaufte das unvollendete Schloss, das danach in einen 80-jährigen Dornröschenschlaf versank. Wilhelm Carl von Leiningen-Guntersblum brachte es 1787 in seinen Besitz. Welche Renovierungsmaßnahmen er vornehmen ließ und ob jemals jemand darin wohnte, ist ungewiss. Zwar hinderte Wilhelm Carl die Guntersblumer daran, anstelle ihres baufälligen Rathauses ein neues zu bauen; doch seine Nachkommen verhalfen 1833 mit dem Verkauf des Alten Schlosses an die Gemeinde dieser zu einer ansehnlichen "Bürgermeisterei". Eigentlich war das Gebäude dafür zu groß. Dennoch hatte man gut gewählt. Zwar konnte damals niemand ahnen, dass man die Räumlichkeiten einmal alle für Verwaltungszwecke brauchen würde, doch das trat nach und nach ein, als man Guntersblum 1972 zum Sitz der Verbandsgemeinde bestimmte. Mit der Wahl des ehemaligen Gerichtssiegels als heutigem Gemeindesiegel und dem Alten Schloss als Verwaltungssitz hält die Gemeinde Guntersblum gewissermaßen die Verbindung zu den Vorfahren, sowohl den leiningischen Untertanen als auch der Ortsherrschaft, aufrecht.
Vor 220 Jahren ließ Wilhelm Carl von Leiningen-Guntersblum das Neue Schloss bauen. Es war von Anfang an bewohnt. Zuerst von Angehörigen der gräflich leininigischen Familie, danach von Guntersblumer Bürgern.
Diese vier obengenannten Jubiläen waren für mich Grund genug, nach den "Guntersblumer Geschichte(n)" mein weiteres Wissen über Guntersblum noch einmal den Interessierten schriftlich zugänglich zu machen.
272 Seiten | 105 Abbildungen