Kreißler - Chrysler
eine Auswanderungsgeschichte
"Leicht wird es Johann Philipp Kreißler im Jahre 1709 bestimmt nicht
gefallen sein, dem Heimatort Guntersblum den Rücken zu kehren, sich mit Ehefrau
und vier Kindern auf die lange Schiffsreise nach Amerika zu begeben, in ein fremdes
Land, einer ungewissen Zukunft entgegen.
Für großes Aufsehen sorgte vor einiger Zeit die Nachricht in den Medien,
Walter Percy Chrysler, geboren 1875 in Wanego/Kansas, Großindustrieller
in der Automobilbranche, habe seine Wurzeln in Guntersblum. Angeblich sollen Chryslers
väterliche Vorfahren aus dem rheinhessischen Ort stammen.
Die Autorin Karin Holl hat sich bei der Spurensuche nach Chryslers Urahnen auf
eine interessante Reise in die Vergangenheit begeben, verfolgte die Geschichte
der lutherischen Familie Kreißler zurück bis in die Zeit des dreißigjährigen
Krieges. Anhand von Inventaren, Kirchenbüchern, Testamenten und Bedbüchern
gelang es der Geschichtsforscherin, einen gewissen Leonhard Kreißler ausfindig
zu machen. Der Wächter und Wingertsschütze fand 1627 erstmals im dalbergischen
Herrnsheim Erwähnung. Mit Hilfe der geschichtlichen Dokumente vermochte die
Autorin ein fast lückenloses Bild der Familie Kreißler über Jahrzehnte
hinweg aufzuzeichnen. Sie berichtet weiterhin über historische Hintergründe,
wie die Pest von 1666, die Pfalzverwüstung, den Hungerwinter 1708/09 und
deren Auswirkungen auf Land, Gemeinde und schließlich auch auf Johannes,
den Sohn von Leonard Kreißler und dessen Familie. Johannes Kreißler
hatte sich als Schneider in Guntersblum niedergelassen. Dessen Sohn Johann Philipp
(geb. 1672) schließlich war es, der sich eines Tages auf die Fahrt über
den "großen Teich" begeben sollte. Neuerliche Kriegszeitenunddereisigewinter
1708/ 09 hatten in dem Ehemann und Familienvater Philipp Kreißler die Furcht
ausgelöst, trotz Haus- und Feldbesitzes in Armut zu fallen und von anderen
abhängig zu werden. Dies wird ihn damals dazu veranlasse haben, sein Glück
in der "neuen Welt" zu suchen.
Zu dieser Zeit warb der lutherische Pfarrer Josua Harrsch mittels einer selbstverfassten
Schrift "Außführlich- und umständlicher Bericht von der berühmten
Landschaft Carolina in dem Engelländischen America gelegen" im Guntersblumer
Gasthaus "Zur Krone" um auswanderungswillige Personen. Eine überwältigend
große Zahl an Auswanderern, unter ihnen die Guntersblumer Familien Kreißler
und Feller, folgten dem Lockruf ins verheißungsvolle Land. Die zweijährige,
äußerst strapaziöse Seefahrt überlebten viele der Auswanderer
nicht. Auch die Kreißlers verloren zwei ihrer Töchter. Da sich 2500
Personen auf dem Schiff mit Typhus infiziert hatten, waren die Einwanderer zunächst
gezwungen, außerhalb der Stadt New York zu Kampieren. Schließlich
fand Philipp Kreißler in West Camp, Newton, doch noch ein neues Zuhause.
Die nachfolgenden Kinder und Enkel wurden später in benachbarten Bundesstaaten
sesshaft.
Die Frage, ob Walter Percy Chrysler tatsächlich mit dem Auswanderer Johann
Philipp Kreißler verwandt ist, konnte die Autorin Karin Holl zunächst
von Deutschland aus nicht beantworten. Chryslers selbst verfasstes Buch enthielt
lediglich den ungenauen Hinweis, dass acht Generationen vor ihm "ein Mann
nach Amerika gekommen war, der seinen Namen "Greisler" schrieb, ein
Deutscher aus der Pfalz". Die Geschichte der Kreißlers in Amerika weiter
zu verfolgen, erwies sich als nicht ganz einfach. Nun griff die Geschichtsforscherin
Karin Holl zu einem modernen Kommunikationsmittel, dem Intemet, machte Don Chrysler
ausfindig, einen Cousin fünften Grades von Walter Percy und war nun in der
Lage, die Lebenswege der Nachfahren Johann Philipp Kreißlers zu dokumentieren.
Karin Holl, 1947 in Worms geboren und in Guntersblum aufgewachsen, verfasste bereits
den ersten Band der Chronik "Guntersblumer Geschichten" und gehört
seit 16 Jahren zu den Mitgliedern des Vereins für Pfälzisch- Rheinische
Familienkunde. Die Dokumentationen im Buch sind in deutscher und englischer Sprache
abgefasst, zahlreiche Abbildungen und ein Dokumentenanhang tragen weiterhin zur
Anschaulichkeit bei."
Alzeyer Wochenblatt 21. Juni 2001
Kreißler - Chrysler, eine Auswanderungsgeschichte
(Walter P. Chrysler, his German Roots)
in Deutsch und English verfasst
176 Seiten Fadenbindung | ISSN 0171-1512